Über den Stüdlgrat auf den Großglockner - Mitte August 2012
Nach der Umrundung und Überschreitung des Triglavs in Slowenien erreichen wir zwei Tage später die Hohen Tauern und steigen hoch zur Stüdlhütte der Sektion Oberland. Am nächsten Morgen verschlafen wir – erst um 6.30 Uhr springen wir aus den Betten. Die Hochtourengeher sind schon alle weg - also nichts wie los! Beim Einstieg in den Stüdlgrat seilen wir uns an und gehen gleichzeitig. Ab dem„Frühstücksplatz“ wird es etwas schwieriger, zum Glück sind überall Haken gesetzt, manchmal sogar ein Seil oder Eisenstifte. Das Wetter ist strahlend und wir haben die ganze Zeit schöne Ausblicke.
Nach sechs Stunden erreichen wir den Gipfel: fast ganz alleine - das ist der Vorteil vom Verschlafen! Der Abstieg führt über Groß- und Kleinglockner - da das Glocknerleitl voller Geröll, Schneematsch und Dreck seilen wir uns dort ab. Von der , Adlersruhe, der Gipfelhütte geht es über den aufgeweichten Gletscher zurück zur Stüdlhütte. Beim weiteren Abstieg am gleichen Abend geraten wir allerdings in der letzten halbe Stunde in ein heftiges Gewitter und retten uns patschnass in unser trockenes Wohnmobil!
Rückzug am Dom - Ende August 2012
Einige Tage später sind wir gegen Mittag im Wallis, in Randa. Dort erfahren, dass die Domhütte in diesem Jahr wegen Renovierung komplett gesperrt ist. An so etwas haben wir überhaupt nicht gedacht und fallen aus allen Wolken!
Ein Einheimischer schlägt uns als Alternative und Ausgangspunkt die Europahütte vor, eine Wanderunterkunft auf 2200 m Höhe. Das hieße, wir hätten am Gipfeltag 2300 Höhenmeter zu bewältigen. Hmm! Wir beschließen, es wenigstens zu versuchen. Der versicherte Aufstieg zur Domhütte mitten in der Nacht ist steil, wir haben nur eine Stirnlampe und so kraxeln wir bei völliger Dunkelheit hintereinander her, immer nur den nächsten Schritt suchend, ohne wirklich zu wissen, wo wir uns eigentlich befinden. Der Sternenhimmel und die Bergsilhouetten sind dafür einfach gigantisch!
Um 4.30 Uhr erreichen wir die Domhütte – eine Baustelle. Die Wegsuche gestaltet sich jetzt schwieriger, immer wieder müssen wir nach Steinmännchen suchen und der ganze „Weg“ bis zum Festigrat ist eine einzige Geröllhalde. Das kostet uns wertvolle Zeit – man merkt einfach, dass in diesem Jahr noch kaum jemand gegangen ist. Erst um halb neun erreichen wir den Fuß des Festigrates. Angesichts der fortgeschrittenen Zeit, fehlender Spuren und dem langem Rückmarsch, beschließen wir hier, vernünftigerweise umzukehren.
Nach dem Abstieg über den Gletscher steigt Christine noch über den letzten Felsblock, rutscht jedoch mit den Steigeisen über eine Platte und knickt mit dem linken Knöchel um. Walter als Orthopäde diagnostiziert einen Bänderriss oder gar einen Knöchelbruch und Christines Versuche, weiterzugehen, scheitern kläglich! Sie kann die fast 2000 Höhenmeter bis ins Tal nicht mehr aus eigener Kraft herunterkommen.
Wir rufen die Rettung per Handy und in kurzer Zeit kommt ein roter Hubschrauber von Air Zermatt. Zuerst wird Christine mit Gurt und Karabiner ans Seil gehängt und fliegt mit einem Arzt zur Domütte. Es ist – nach dem ersten Schreck – gigantisch! Walter wird im zweiten Anlauf abgeholt und zur Europahütte geflogen, da wir da noch Ausrüstung deponiert hatten. Dann wird Christine mit dem Arzt nach Visp ins Spital geflogen. Nach dem Röntgen steht fest: Außenknöchelfraktur Weber B.
Alles in allem haben wir noch mal Glück im Unglück: nur ein glatter Bruch, der komplett von allein wieder verheilt – nach 7 Wochen mit Vacoped-Schuh und Krücken. Der Sommer ist allerdings bergsteigerisch gelaufen – die Fortsetzung folgt erst im nächsten Jahr!