Nordamerika mit Sprinter
Kurzbericht mit Bildern

Nordamerikareise 2022 - Kurzfassung

Da wir recht lange unterwegs waren und auch der Original-Bericht sehr ausführlich geworden ist, hier zunächst eine Kurzfassung für eilige Leser.

Zur besseren Übersichtlichkeit werden zunächst alle Fotogalerien mit den Top-Bildern vorangestellt und erst zum Schluß kommen die Langfassungen von Text und Bildern.

   

Von der Ostküste über Vancouver nach Alaska

Wegen der sehr hohen Mietwagenpreise in Nordamerika während der Hauptsaison lassen wir unser eigenes Wohnmobil nach Kanada verschiffen. Dort hole ich es an der Ostküste ab und fahre damit in den Westen bis zum Beginn der Rocky Mountains bei Denver. Hier hole ich Christine und die Kinder am Beginn der Pfingstferien vom Flughafen ab, Mit meinem alten Expeditionsfreund Tom unternehmen wir zunächst eine Klettertour mit spannender Flussüberquerung. 

Unsere ersten Ziele auf unserer gemeinsamen Fahrt sind dann die Nationalparks Rocky Mountain, Grand Teton und Yellowstone. Wir besuchen eine alte Kapelle, sehen freilaufende Bisonherden, viele Fumarolen, Pools und natürlich auch spektakulär ausbrechende Geysire. Auf der Weiterfahrt in den Nordwesten der Vereinigten Staaten wird das Wetter schlecht und direkt hinter uns muss der Yellowstone Park wegen Unwetterschäden sogar ganz gesperrt werden. So sehen wir später weder den vergletscherten Mount Rainier, noch den ebenfalls vulkanischen Mt. St. Helens. An der Pazifikküste setzen wir über nach Vancouver Island in Kanada. Hier feiern wir Annalenas 5 Geburtstag und besuchen meine Cousine Inge in Viktoria.

Am Ende der Pfingstferien setze ich in Vancouver Christine und die Kinder am Flughafen ab und fahre alleine weiter in den Norden, durch British Columbia und das Yukon Territory. Die Sehenswürdigkeiten auf dem langen Alaska Highway sind neben den endlosen Wäldern der Schilderwald von Watson Lake und der Umweg über die berühmte Goldgräberstadt Dawson City. In Anchorage deponiere ich das Wohnmobil und fliege nach Deutschland zurück.

 

Von Alaska bis San Francisco

Am ersten Tag der Sommerferien fliegen wir zusammen nach Alaska, wegen dem allgemeinen Flughafen-Chaos nur mit Handgepäck. Unseren Flieger nach Anchorage erreichen wir in Frankfurt gerade noch als allerletzte Passagiere. In Alaska ist das Wetter ziemlich schlecht, sodass wir erst einen Abstecher nach Fairbanks ins Landesinnere machen. Dann erwischen wir die einzigen zwei schönen Tage für eine Wanderung im Denali-Nationalpark. Wir zelten auf einem Gipfel, als die Wolken aufreißen und den Blick auf den 4000 m höheren Mt. Mc.Kinley freigeben. Die Nacht wird allerdings für uns Erwachsene recht kalt, da wir zwei Schlafsäcke vergessen haben. Aber dafür sehen wir am nächsten Tag sogar noch einige Wildtiere.

Bei weiterhin schlechtem Wetter fahren wir auf dem Alaska-Highway wieder in den Süden. Die kanadischen Grenzer wollen von uns einen Coronatest für beide Kinder, was uns viel Zeit und Nerven kostet. Dafür feiern wir wieder einen Kindergeburtstag: Isabella wird 8 Jahre alt. Und an einem See finden wir einen wunderschönen Lagerplatz mit Feuerstelle, an dem wir gleich 2 Tage bleiben. Jetzt wird es richtig sommerlich heiß und wir lassen deshalb – inzwischen wieder in den USA - unsere defekte Klimaanlage in einer Werkstatt reparieren (zusammen mit einem Austausch der Bremsbeläge).

In der City of Rocks finden wir schöne Kletterrouten und wunderbare Übernachtungsplätze, die über den ganzen Park verstreut sind. Über Salt Lake City erreichen wir Utah und den berühmten Südwesten der Vereinigten Staaten. Der Arches Nationalpark ist mit seinen rötlichen Felsen und den vielen natürlichen Brücken ein herausragender Vertreter dieser abwechslungsreichen Gegend. Im Moab leihen wir uns ein leichtes Geländefahrzeug bzw. Offroadvehikel und fahren in der Sand Flat Recreation Area mit einem Guide durch eine fantastische Landschaft über steile Sandsteinfelsen oder Sandpisten – ein durchaus extremes Fahrgefühl.

 

Im Mesa Verde Nationalpark ist indianische Kultur angesagt und wir machen zwei Führungen mit Parkrangern zu den gut erhaltenen tausendjährigen Felsendörfern unter riesigen Überhängen. Das Monument Valley ist weltberühmt und war Schauplatz vieler Westernfilme. Auch der Antilope-Canyon liegt im Navajoland. Wir laufen bei einer Führung durch den unteren Teil dieses Naturwunders und schießen viele Fotos. Der nahegelegene Lake Powell ist ein Stausee des Colorado River, bei dem man mit geliehenen Motorbooten auf Entdeckungsreise in die vielen Seitencanyons gehen kann. Allerdings ist der Wasserspiegel inzwischen extrem abgesunken. Der Bryce Canyon fasziniert immer wieder mit seinen Tausenden von rötlichen Felstürmen. Im Zion-Nationalparks laufen wir mit vielen anderen Touristen durch das Bachbett der Narrows  zwischen steilen Felswänden. Als extremen Kontrast zu den vielen Naturschönheiten erleben wir in der Nacht die „Glitzerstadt“ Las Vegas. Noch heißer als dort wird es dann im Death Valley - unsere Thermometer zeigen 48,5 Grad an!  Kälter wird wieder es in der Sierra Nevada, wo wir den Mount Whitney und den Mono Lake mit seinen Tuffsteinformationen besuchen.

Im Yosemite Nationalpark fahren wir über den Tiogapass und dann ins Yosemite Valley. Alle Wasserfälle und auch Seen sind hier ausgetrocknet und vormittags liegt das ganze Tal in Rauchschwaden. Für eine Nacht ergattern wir einen Platz im Camp und laufen bis zum Einstieg der Nose am El Capitan, wo man einen sehr plastischen Einblick in diese gewaltige Wand bekommt. Unser letzter Aufenthalt ist in San Francisco, wo wir direkt neben der Golden Gate Bridge übernachten. Nach einigen Besichtigungen in der Stadt und Umgebung fliegen Christine und die Kinder zum Schulbeginn zurück nach Deutschland. Ich hingegen fahre den Sprinter durch das ganze Land bis zur Ostküste Kanadas, wo er wieder nach Hamburg verschifft wird.       

Von der Ostküste bis Alaska - Top-Bilder 16x
Von Alaska bis Rock City - Top-Bilder 16x
USA-Südwesten - Top-Bilder16x
Langbericht mit Bildern

Nordamerikareise mit Sprinter 2022

Kapitelübersicht:

Von Halifax nach Denver

Von Boulder zum Yellowstone Nationalpark

Im Nordwesten der USA und Kanada

Von Vancouver Island bis nach Alaska

Unterwegs in Alaska und Denalipark

Durch den Westen Kanadas in den Süden

Wieder zurück in den Vereinigten Staaten

Im abwechslungsreichen Südwesten der USA

Im Yosemite Nationalpark und San Francisco

Rückreise und Resümee

 

Bei der Sommerplanung 2022 wollen wir in den Schulferien wieder eine größere Tour unternehmen. Nach längeren Diskussionen fällt unsere Wahl auf Nordamerika mit seinen großartigen Landschaften. Durch die Schulzeit von Isabella können wir ja nur noch während der Ferien verreisen. Ein Antrag von uns für eine Befreiung für 6 Wochen zwischen den Pfingst- und Sommerferien wird aber von der Schulleitung abgelehnt, obwohl Isabellas Leistungen sehr gut sind und sie sicher nichts versäumt hätte.

Bei der Planungs-Recherche stellt sich dann heraus, dass die Mietwagenpreise - auch durch Coronaauswirkungen und globale Krisen - in der Hochsaison sehr stark angestiegen sind, erst recht für Wohnmobile, die doch deutlich komfortabler sind wie ein Dachzelt-Alternative. Deshalb kommen wir auf die Idee, wieder mit unserem treuen Sprinter zu fahren, zumal die Verschiffung des Wagens auch nicht teurer ist als die horrenden Mietwagenpreise. Damit sich aber der Zeit- und Organisationsaufwand lohnt, planen wir gleich noch die Pfingstferien mit ein, zumal die Fahrtstrecken in Nordamerika wegen der Größe des Landes eben sehr groß sind. Organisatorisch entscheidend ist die Idee, dass wir getrennt an- und abreisen, um dadurch Zeit zu sparen. D.h. ich hole unser Wohnmobil an der Ostküste Kanadas in Halifax ab, um es in den landschaftlich viel interessanteren Westen zu bringen - und fahre es am Ende der Ferien allein wieder dorthin zurück.

 

Von Halifax nach Denver

Nach einigen Vorbereitungen (Verschiffungsformalitäten, Versicherung und Corona-Einreisebestimmungen) geht es los: Anfang Mai bringe ich den Wagen nach Hamburg und fliege 2 Wochen später hinterher nach Halifax. Dort treffe ich jede Menge anderer Wohnmobilreisende mit dem gleichen Ziel, aber nach ein paar Stunden habe ich den Wagen durch den Zoll und breche in den Westen auf. Halifax liegt auf einer Halbinsel ganz weit im Osten Kanadas und ich fahre erst zwei Tage durch die Provinzen Neu-Schottland, New Brunswick (=Neu-Braunschweig) und durch das rein Französisch sprechende Quebec. Schon sehr bald wird die Fahrerei auf den Highways ziemlich langweilig, zumal ich auch teilweise Dauerregen erwische.

Der erste und einzige Höhepunkt auf dieser Fahrt sind die Niagara-Wasserfälle, die genau auf der Grenze zwischen USA und Kanada liegen. Sie sind von beiden Seiten völlig mit Gebäuden zugebaut und es herrscht am Wochenende ein großer Andrang. Die Fälle sind in der Nacht viel interessanter als tagsüber, weil sie mit riesigen Leuchtstrahlern farbig angestrahlt werden.

Auf der Weiterfahrt in den USA gibt zum Teil mautpflichtige Highways oder in der Nähe der Großstädte auch viel Verkehr oder Staus. Ich fahre ca. 8 Stunden pro Tag, lege dabei 600 bis 700 km zurück und erreiche spätestens jeden zweiten Tag eine neue Zeitzone. Im mittleren Westen wird es noch langweiliger und so bin ich froh, als ich endlich nach einer Woche die Stadt Boulder erreiche. Hier wohnt mein Expeditionsfreund Tom, den ich seit 1989 kenne und wir freuen uns sehr, dass wir uns nach längerer Pause wieder einmal treffen. Einen Tag habe ich zum Ausruhen, dann hole ich Christine und die Kinder vom Flughafen im nahegelegenen Denver ab.

 

Von Boulder zum Yellowstone Nationalpark

Tom ist ein erfahrener Bigwall-Kletterer: er hat uns auch für die Durchsteigung der Nose sehr viele praktische Tipps gegeben und seine Tochter Margo Hayes ist eine der besten Kletterinnen der Welt. Und so machen wir bereits am nächsten Tag eine gemeinsame Klettertour, zusammen mit seiner Frau Cathy. Die Kletterei wird die erste für Annalena im Schwierigkeitsgrad 5+. Noch spannender ist allerdings der Zustieg zum Felsen: man muss einen reißenden Gebirgsbach an gespannten Seilen überqueren – sozusagen ein sehr alpiner“ Flying Fox“. Es dauert eine Weile bis wir alle auf der anderen Flussseite sind – manche Einheimischen nehmen hier sogar ihre Hunde mit!

Danach verlassen wir Boulder und fahren durch den Rocky Mountain Nationalpark. Es ist natürlich touristisch viel mehr los als vor 40 Jahren, als ich das erste Mal hier war. Dann geht es durch die endlosen Weiten im grünen Bundesstaat Wyoming, bis wir wieder auf die Rocky Mountains stoßen. Im Grand Teton Nationalpark besuchen wir die schön gelegene Kapelle „Chapel of the Transfiguration“, deren natürliches Altarbild die großartige Berglandschaft hinter einem großen Fenster Ist.

Im Yellowstone treffen wir zuerst auf Bisons, die auch mitten auf dem Parkplatz herumlaufen. Wir haben auch bei den Geysiren Glück: innerhalb von zwei Tagen erleben wir gleich zwei große Wasserfontänen, die nur relativ selten vorkommen, während der bekannte „Old Faithful“ regelmäßig etwa alle 1,5 Stunden ausbricht und natürlich Menschenmassen anzieht. Der „Morning Glory Pool“ wird hingegen viel seltener besucht, weil man hier – im Gegensatz zu früher - eine Weile zu Fuß hinlaufen muss. Den Abschluss bildet ganz im Norden des Parks die Gegend um Mammoth Hot Springs, die allerdings recht wenig Wasser führt. Zum Übernachten müssen wir immer aus dem Park herausfahren, weil die Campingplätze entweder noch gar nicht geöffnet oder schon seit Wochen ausgebucht sind. Aber da wir sowieso fast immer autark in freier Natur übernachten, vermissen wir nichts.

 

Im Nordwesten der USA und Kanada

Unsere Weiterfahrt in den Nordwesten ist durch schlechtes Wetter gekennzeichnet: Es regnet viel (angeblich der nässeste Juni seit Jahrzehnten) und wir erfahren im Nachhinein, das der Yellowstonepark deswegen durch Überschwemmungen, Brückenzerstörungen, Erdrutsche und Muren zu ersten Mal seit 30 Jahren komplett gesperrt werden musste. Die Zufahrtstrasse im Norden bleibt sogar den ganzen Sommer unbefahrbar.

Ganz im Nordwesten der USA gelangen wir zu der Vulkangegend vom Mount Rainier und Mt. St. Helens, deren Gipfel ich beide 1988 bestiegen habe. Aber diesmal bekommen wir sie nicht einmal zu Gesicht, so schlecht ist das Wetter mit Wolken Nebel und Regen. Neben den Paßstrecke liegt noch meterhoch Schnee und die Schotterstraßen sind alle noch gesperrt. So fahren wir weiter zum Olympic-National Park, aber auch hier das gleiche Wette - wir sehen vor lauter Wolken keine Gipfel.

Deshalb setzen wir mit der Fähre über nach Kanada, genauer gesagt nach Viktoria auf Vancouver Island. Hier feiern wir zunächst einmal Annalenas fünften Geburtstag mit selbst gebackenem Kuchen, Kerzen und mitgebrachten Geschenken. Danach besuchen wir meine Cousine Inge, die schon in den Sechzigerjahren hierher ausgewandert ist und erfahren vieles über Viktoria: diese Stadt ist die europäischste in ganz Nordamerika mit idealem Klima und ist deshalb sehr beliebt. Die Einwohnerzahlen und auch die Lebenshaltungskosten schießen dadurch natürlich in die Höhe. Wir schauen uns zusammen in einem botanischen Garten die große Pflanzenvielfalt und auch die teuren Villen am Meer an.

 

Von Vancouver Island bis nach Alaska

Leider müssen wir am nächsten Tag schon wieder aufbrechen, denn der Rückflug von Vancouver für Christine und die Kinder ist wegen Ende der Pfingstferien schon gebucht. Ich liefere alle Drei am Flughafen ab und fahre allein in British Columbia weiter nach Norden. Nachdem uns in Südamerika Patagonien sehr gut gefallen hat, wollen wir auch das nördliche Pendant dazu, nämlich Alaska besuchen. So haben wir zwar wegen Corona ganz Mittelamerika ausfallen lassen müssen (und auch den nördlichen Teil von Südamerika), wollen aber jetzt zumindest noch den zweiten Endpunkt der Panamericana erreichen. Deshalb fahre ich auf dem Alaska-Highway weiter in Richtung Norden, durch endlose Wälder, immer wieder unterbrochen durch viele Seen und Flüsse mit zunehmender Mückenplage. Die klimatischen und geografischen Veränderungen auf dieser Fahrt zeigen sich bei der immer spärlicheren Vegetation mit dünnen, zerzausten Nadelbäumen und der immer länger werdenden Tageszeit.

Als besondere Abwechslung besuche ich den Schilderwald von Watson Lake: hier hat ein heimwehkranker Soldat beim Bau des Alaska-Highways im 2. Weltkrieg einen Wegweiser mit einem Schild in Richtung seiner Heimatstadt aufgestellt. Im Laufe der Jahrzehnte wurde daraus der größte Schilderwald mit zehntausenden Ortsschildern, Wegweisern, Autokennzeichen oder sonstigen Inschriften aus der ganzen Welt. Bei Whitehorse biege ich vom klassischen Highway ab, um in Richtung Dawson City einen kleinen Umweg zu fahren. Die Strecke folgt etwa dem Yukon River bis zur Einmündung des Nebenflusses Klondike: hier fand von 1896-1899 der größte Goldrausch der Geschichte statt, bei dem viele Glücksritter den beschwerlichen Weg vom Meer übers Gebirge und dann mit Schiffen auf dem Yukon entlang auf sich nahmen. Noch heute sieht man die Ausgrabungen von damals rund um die kleine Stadt und kann auch eine riesige Goldwaschmaschine besichtigen.

Von hier aus führt der „Top of the World-Highway“ weiter nach Norden bzw. in Richtung Alaska. Er verdient seinen Namen wirklich, nicht wegen der Höhe, sondern deswegen, weil er immer auf den aussichtsreichen Kämmen dieser nordischen Hügellandschaft entlangführt. Ganz oben übernachte ich nochmal und erreiche am nächsten Abend mein Ziel Anchorage, die größte Stadt und Wirtschaftszentrum in Alaska.

Schon seit längerem ist die Klimaanlage im Sprinter ausgefallen. Deshalb suche ich jetzt eine Mercedes-Werkstatt und lasse gleich die hinteren Bremsbeläge überprüfen: beides muss erneuert werden, aber es sind keine Ersatzteile vorrätig, sodass ich sie beim nächsten Mal aus Deutschland mitbringen muss. Ich deponiere den Sprinter in Anchorage in einem „Car-Storage“ Auf dem Rückflug nach Deutschland ist die Maschine nicht ausgebucht und so kann ich auf vier Sitzplätzen ausgestreckt und gut schlafen.

 

 

Von Alaska bis San Francisco – zweiter Teil der Reise

Nur 5 Wochen später geht es mit Beginn der Sommer-Schulferien wieder gemeinsam weiter. Wegen der chaotischen Verhältnisse an allen Flughäfen und dem Liegenbleiben von Tausenden von Koffern, starten wir nur mit Handgepäck, das allerdings recht schwer wird. Zum Glück sind die meisten Kleider und der Großteil der Ausrüstung ja schon im Sprinter, sodass auch der neue Kompressor für die Klimaanlage und die Bremsbeläge noch in den Rucksack passen. Wegen einer eineinhalbstündigen Verspätung unseres Zubringerfluges müssen wir in Frankfurt beim Umsteigen rennen, um noch unseren Flieger nach Alaska zu erwischen. Wir schaffen es gerade noch - 20 Minuten nach der geplanten Abflugzeit - als allerletzte Passagiere in die Maschine: das war wirklich knapp!  

 

Unterwegs in Alaska und Denalipark

In Anchorage kaufen wir erst mal ein und fahren dann weiter in den Norden zum Denalipark. Hier steht der Mt. Mc Kinley als höchster Berg in Nordamerika, den ich mit einer Gruppe unserer Alpenvereinssektion 1988 bestiegen und mit Skiern überschritten habe. Diesmal wollen wir nur den Nationalpark besuchen, aber erfahren im Visitor Center, dass die 90 km lange Straße für die Shuttlebusse nach der Hälfte wegen eines riesigen Erdrutsches gesperrt ist. Wegen des schlechten Wetters mit Regen fahren wir zunächst weiter in den Norden nach Fairbanks. Diese Stadt ist der Endpunkt des Alaska-Highways (und auch der Panamericana). Von hier aus bin ich – ebenfalls 1988 – in die Brooks Range gestartet, um dort mit einem Bergkameraden zu klettern. An diesem Tag will unsere fünfjährige Annalena erstmals auch selber fotografieren und bekommt meine alte Nikon Kamera, während Isabella schon seit einem Jahr mit einer Kompaktkamera Bilder schießt.

Wieder zurück im Denali Nationalpark buchen wir ein Permit und leihen uns ein Bärenspray sowie einen bärensicheren Tornister für das Essen aus. Denn wir wollen an den einzigen zwei schönen Tagen mit dem Bus soweit wie möglich in den Park hineinfahren, dort einen Berg besteigen und mit Zelt dort übernachten. Das geht nur nach vorheriger ausführlicher Belehrung durch die Ranger, denn das Gebiet ist ja die Heimat von Grizzlybären. Das Packen unserer ganzen Outdoor-Ausrüstung (Zelt, Isoliermatten, Schlafsäcken, Kleider, Essen, Kocher, Kameras + Stativ) dauert ziemlich lange und alle Rucksäcke sind voll.

Vom Endpunkt der Shuttlestrecke geht es nur noch zu Fuß weiter. Einige Kilometer weiter stehen wir vor einer riesigen Mure: die Reparatur der abgerutschten Straße wird wohl noch Jahre dauern … Wir steigen weglos über Geröllfelder und steile Grashänge auf einen namenlosen Gipfel. Dort stellen wir das Zelt auf und kochen uns ein Abendessen. Noch hängen überall Wolken am Himmel, aber plötzlich sieht Christine einen riesigen Gletscherberg im Licht der Abendsonne hervorschimmern. Der Denali-Gipfel liegt mehr als 4000 m über uns und wird im Laufe der relativ hellen Polarnacht noch ganz frei – ein fast unwirklicher und mystischer Anblick! Christine ist begeistert, während ich gleichzeitig feststelle, dass wir zwei Schlafsäcke (nämlich die von uns Eltern) vergessen haben! Diese unglaubliche Koinzidenz hat Christine davor bewahrt, bei dieser Hiobsbotschaft auszuflippen. So kuschelt sie sich vollangezogen zwischen die Schlafsäcke beider Kinder – und übersteht relativ unbeschadet die kalte Nacht.

Bereits vor Sonnenaufgang bin ich wieder draußen zum Fotografieren und wir wärmen uns an den ersten Sonnenstrahlen bzw. warmen Getränken, während die Kinder noch schlafen. Nach einem Frühstück steigen wir wieder zur Straße ab und fahren im Shuttlebus zurück. Dabei sehen wir noch einige Tiere wie Grizzlies, Elche oder Kariboos, was diese besondere Tour noch weiter aufwertet. 

Zurück in Anchorage regnet es wieder genauso wie vorher und eine geplante Kanutour fällt damit buchstäblich ins Wasser. So starten wir zu unserer Reise in den Süden auf dem Alaska-Highway. Zum Glück gibt es auf dieser Fahrt auch Alternativstrecken, sodass ich nicht alles doppelt fahren muss.

 

Durch Kanada in den Süden

Bald erreichen wir die Grenze nach Kanada. Dort verdonnert uns der Grenzbeamte zu einer Corona-Stichprobe beider Kinder, obwohl ich ein negatives Schnelltestergebnis vorweisen kann. In der nächsten 250 km entfernten Stadt Whitehorse müssen wir einen Online-Termin für eine Skype-Verbindung buchen und unter Anweisung einer Gesundheitsbeamtin die mitgegebenen PCR-Teste durchführen. Das kostet uns einige Stunden und Nerven, da sowohl Verbindungwie Verständigung schlecht sind und die Laptop-Kamera nicht richtig funktioniert. Dann müssen wir die Tests noch bei einem Paketdienst abgeben – und bekommen ein paar Tage später vor unserer Ausreise per Email auch noch einen wohl falsch-positiven Befund von Annalena zurück!     

Dafür können wir etwas später wieder einen Geburtstag feiern: Isabella wird 8 Jahre alt. Und da wir die letzten Tage so viel gefahren sind, besuchen wir heute gleich zwei verschiedene Spielplätze.

Trotzdem haben wir noch einmal Pech: wir fahren im Wells Gray Nationalpark an den Clearwater Lake und wollen dort ein Kanu für eine Mehrtagestour mieten. Auf diesem See gibt es keine Motorboote, aber man kann sich mit dem Kanu in einem Ausflugsboot ein ganzes Stück hineinfahren lassen, da der See sehr lang ist. An diesem Tag ist aber ausgerechnet das Benzin ausgegangen und der nächste Tag ist schon voll ausgebucht. Da sich das Warten nicht lohnt, fahren wir schließlich weiter und besichtigen eindrucksvolle Wasserfälle.

 

Zum Glück wird jetzt das Wetter wieder besser und innerhalb weniger Tage erreichen wir hochsommerliche Temperaturen. Normalerweise übernachten wir nicht auf Campingplätzen, da diese oft voll sind und außer einem Plumsklo auch nicht viel bieten, während wir ja alles an Bord haben. Die kommerziellen Stellplätze der großen „Wohnmobilschiffe“ sind sehr teuer und meist auch nicht schön, sodass wir uns über eine App gute und freie Übernachtungsplätze suchen. Diesmal finden wir aber auch ohne App eine Traumplatz am Adams Lake, völlig allein direkt am Strand mit Feuerstelle, Hackstock und sogar Holzvorrat. Außerdem kann man mit einem am Baum angebrachten Seil direkt ins Wasser schwingen. Es ist so schön, dass wir gleich zwei Nächte bleiben und uns nach den langen Fahrtagen von Alaska herunter erst mal mit Baden und Grillen erholen.  

Am nächsten Tag bestaunen wir die riesigen schwimmenden Holzvorräte am Ende des Adams Lake. In der Nähe von Vernon besuchen wir die Familie Kurbis – sie sind Nachbarn von uns in Neuried und verbringen die Sommerferien bei ihren kanadischen Schwiegereltern. Wir können auf ihrem Grundstück übernachten und gehen gemeinsam zum Baden an einem nahegelegenen See.

 

Wieder in den Vereinigten Staaten

Eine längere Fahrtstrecke bringt uns wieder in die Vereinigten Staaten, denn wir haben mit Glück einen Termin bei einer Mercedes-Werkstatt ergattert. Dort brauchen die Reparaturen am Sprinter den ganzen Tag, den wir bei großer Hitze in klimatisierten Räumen verbringen. Der mitgebrachte Kompressor wird ausgetauscht und die wieder funktionierende Klimaanlage ist bei der aktuellen Hitzewelle Gold wert.  Aber die Bremsen sind festgerostet: es dauert Stunden bis mehrere Mechaniker sie mit allen Tricks wieder freibekommen und die Bremsbeläge austauschen können. Zwischendurch sah es sogar ganz danach aus, dass wir in einer völlig uninteressanten Gegend mehrere Tage auf Ersatzteile warten müssten. 

Stattdessen erreichen wir die „City of Rocks“ – ein guter Klettertipp von Tom. Die schöne Gegend (National Reserve) bietet hervorragende Klettereien in allen Variationen und die 64 Übernachtungsplätze sind nicht etwa dicht gedrängt nebeneinander angelegt, sondern über mehrere Quadratkilometer mit weitem Abstand genial in der ganzen Landschaft verstreut. Es gefällt uns so gut hier, dass wir gleich 2 Tage bleiben und mehrere Kletterrouten ausprobieren.

Dann erreichen wir über Salt Lake City in Utah den berühmten Südwesten der USA. Im Arches National Park bewundern wir die bizarren roten Felsformationen und machen eine Hitze-Wanderung zu den vielen natürlichen Brücken. Oberhalb der Ortschaft Moab liegt die Sand Flats Recreation Area, ein Sandsteingebiet mit vielen Trails und einfachen Übernachtungsplätzen. Hier war ich bereits 2004 mit einem geliehenen Mountainbike auf dem berühmten Slickrock Trail unterwegs. Die Kinder sind aber für ein solches Abenteuer noch zu klein und wir müssen eine andere Alternative finden.

Auf unserer Nordamerika-Fahrt zu Pfingsten übernachteten wir einmal neben dem Highway auf einem Staatsgelände, das mit ein paar Regeln zum kostenlosen Campieren und für Outdoor-Motorsport freigegeben ist. Hier stehen zum Teil riesige Wohnmobile oder Wohnanhänger und es gibt Feuerstellen sowie genügend Holz: Die Meisten haben auf Anhängern entweder Enduro-Motorräder oder leichte Offroad-Fahrzeuge dabei, eine Mischung aus Quad und Geländewagen. So fahren ganze Familien gemeinsam herum – in Nordamerika eine sehr beliebte Freizeitbeschäftigung. Wir und speziell die Kinder wollten das später auch einmal probieren.

Dazu haben wir jetzt die ideale Gelegenheit. Nach einigen Erkundigungen mieten wir ein Offroad-Vehikel für 4 Personen und fahren selbst, aber hinter einem Guide auf der Route „Hells Revenge“ durch diese fantastische Landschaft. Es ist unglaublich, wie gut diese Fahrzeuge über ausgesetzte Rampen, Sand oder sonstige Hindernisse hinüberkommen. Ein besonderes Erlebnis, dass jede Achterbahn in den Schatten stellt! Noch dazu können wir dabei auch Extrem-Fahrzeuge beobachten, die in steile Felslöcher oder Canyons hineinfahren und wieder herausklettern. Isabella ist begeistert, Annalena ängstigt sich etwas und Christine ist mit Fotografieren zum Glück so beschäftigt, dass sie gar nicht zum Nachdenken kommt, während ich die Fahrt trotz voller Konzentration genießen kann.   

 

Im abwechslungsreichen Südwesten der USA

Zur Abwechslung kommt danach etwas Kultur: in Mesa Verde Nationalpark machen wir zwei Ranger-Führungen mit und besichtigen verschiedene Pueblo-Dörfer unter großen Überhängen. Diese Pueblos wurden etwa im 11. Jahrhundert angelegt, aber einige Generationen später wieder verlassen, vermutlich wegen einer Trockenperiode. Sie sind sehr gut erhalten und zeigen, dass schon lange vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus eine recht hoch entwickelte Kultur vorhanden war.

 

Eine Fahrt durch den Südwesten der USA bedeutet einen Höhepunkt nach dem Anderen und es ist deshalb wohl die abwechslungsreichste Gegend der Welt. Das benachbarte Monument Valley der Navajo-Indianer mit seinen roten Tafelbergen und schlanken Felssäulen gehört ebenso dazu wie der Antilope-Canyon. Hier habe ich 2004 schon im oberen Canyon fantastische Fotos machen können. Der Eintritt ist aber inzwischen extrem teuer geworden ist. Deshalb laufen wir bei einer auch nicht billigen Führung (mit Maske!) durch den unteren Canyon, der ebenfalls wunderbare Formen und Farben bietet. Annalena fotografiert bei dieser großen Motiv-Vielfalt sogar noch mehr als ich.

Der nahe gelegene Lake Powell ist ein Stausee des Colorado River, ein beliebtes Ausflugsgebiet, bei dem man mit Booten in die Seitencanyons fahren kann. Allerdings ist in den letzten Jahren der Wasserspiegel um viele Meter kontinuierlich gesunken, sodass manche Anlegeplätze nicht mehr benützt werden können und auch der Besuch der Rainbow Bridge nicht mehr möglich ist. Wir leihen uns trotzdem für mehrere Stunden ein Boot aus und erkunden die Canyon-Landschaft. Das Baden vom Boot aus gefällt den Kindern natürlich sehr, aber uns erschrecken doch die deutlichen Klimaauswirkungen und Überbeanspruchungen der Wasserreserven im Vergleich zu meinen früheren Besuchen.

Über eine sehr schöne und völlig einsame Schotterpiste fahren wir weiter zum Bryce Canyon. Die rötlichen Felsformationen begeistern immer wieder: zum Sonnenuntergang kommen wir zwar etwas zu spät an, können aber dafür beim Sonnenaufgang fotografieren.

Nur einen Tag später erkunden wir den Zion National Park, genauer gesagt wir laufen in die sogenannten Narrows hinein. In dieser Schlucht mit steilen Felswänden muss der meist knietiefe Fluss mehrfach durchwatet werden, was bei Strömung, trübem Wasser und steinigem Untergrund gar nicht so einfach ist. Diese Tour ist schon lange kein Geheimtipp mehr und mit uns sind an diesem Wochenende in der Ferienzeit noch Hunderte Andere unterwegs. Trotzdem ist es durch die gewaltige Naturkulisse ein besonderes Erlebnis.

Noch am selben Abend erreichen wir Las Vegas. Diese Hauptstadt des Glückspiels und des Showbusiness erstrahlt in der Nacht trotz aller Energiekrisen noch genauso hell wie eh und je und die Kinder taufen sie „Glitzerstadt“. Die Hauptstraße ist auch noch um Mitternacht voller Autos, wir stehen im Stau und die Parkplätze sind belegt. So können wir nur vom Sprinter aus alles beobachten. Um 2 Uhr nachts finden wir einen einigermaßen ruhigen Platz in einer Seitenstraße, können aber trotzdem kaum schlafen, da es die ganze Nacht nicht unter 32 Grad abkühlt. Die Temperatur wird am nächsten Tag noh einmal deutlich übertroffen, als wir ins Death Valley fahren. Bei Badwater, mit minus 86 m unter dem Meeresspiegel der tiefste Punkt der westlichen Hemisphäreist, zeigen unsere Thermometer sogar 48,5 Grad an! Dabei brennen im Freien die Augen und die Haut so stark, dass wir um unsere Klimaanlage und die drei Ventilatoren im Wohnmobil sehr dankbar sind.

Kühler wird es erst, als wir in der benachbarten kalifornischen Sierra Nevada über 2000 m hinaufkommen. Dort blicken wir auf den Mt. Whitney, den höchsten Punkt der USA außerhalb von Alaska, den wir bei unserem ersten Besuch in den Staaten 1980 erklettert hatten. Die nächste Station ist der Mono Lake am Fuße der Gebirgskette. Hier ist der See durch Ableiten von Wasser für die Metropole Las Angeles abgesunken und am Ufer sind durch Versalzen bizarre und fotogene Tuffsteinformationen entstanden.

 

Im Yosemite Nationalpark

Der bekannte Nationalpark ist inzwischen so überlaufen, dass man für den Eintritt online ein Ticket buchen muss, zumindest vom Vormittag bis spätnachmittags. Die Campingplätze sind schon Monate im Voraus ausgebucht, was unserer flexiblen Reiseplanung widerspricht, da wir ja nicht wissen, wie schnell wir unterwegs sind oder wie sich das Wetter unterwegs entwickelt. Wir überqueren den Tiogapass im High-Yosemite, bei dem gerade die Straße mit vielen Baustellen erneuert wird und deshalb auch alle Campingplätze geschlossen sind. Deshalb fahren wir gleich weiter ins Yosemite Valley und schauen uns die Nose und die imposanten Steilwände an.

Am Abend müssen wir den Park wieder verlassen, aber finden außerhalb einen schönen Nachtplatz. Als wir erneut ins Yosemite Valley zurückkehren ist vormittags das ganze Tal erst einmal voller Rauchschwaden, die sich erst mittags allmählich auflösen. Die vielen Wasserfälle des Tales sind alle versiegt, aber dass der Mirror Lake um diese Jahreszeit völlig ausgetrocknet ist, hat uns dann überrascht, da wir dort eigentlich baden wollten. Dafür steigen wir noch zum Einstieg der Nose auf, wo die Kinder und Christine einen plastischen Eindruck von der gewaltigen Wand des El Capitan bekommen und sogar die ersten Meter hinaufklettern.

Für einen Tag haben wir doch einen Campingplatz im Valley ergattert, sodass wir diesmal dort übernachten können und unser Brennholz für einen letzten Grillabend aufbrauchen.

 

Jetzt geht unser Urlaub dem Ende entgegen und wir machen uns auf den Weg nach San Francisco. Unterwegs lassen wir noch in einer LKW-Werkstätte einen Stoßdämpfer reparieren. Die gebrochene Schraube der Aufhängung wird einfach wieder aufgeschweißt – und hält. In der vielbevölkerten Bay-Region um San Francisco nimmt der Verkehr stark zu und es kommt zu einigen Staus. Wir übernachten zweimal am Aussichtspunkt direkt neben der Golden Gate Bridge, was in Wohnmobilen erlaubt bzw. geduldet wird. So kommen wir zu einem schönen Sonnenaufgang, während uns am zweiten Morgen der berüchtigte Nebel vom Meer her einhüllt. Die Stadt hat eine Menge zu bieten: wir fahren über sehr steile Straßen über die Hügel der Stadt, besuchen Aussichtspunkte oder Kinderspielplätze, spazieren am Pazifikstrand und besuchen den Künstlerort Sausalito mit seinen individuellen Hausbooten.

 

Rückreise und Heimflug

Dann liefere ich Christine und die Kinder am Flughafen von San Francisco ab, da die Schulferien zu Ende gehen. Während sie nach ein paar Stunden Flug inklusive Jetlag zu Hause sind, muss ich wieder unseren Wagen an der kanadischen Atlantikküste zum Verschiffen abgeben. Es folgt eine sehr lange und langweilige Fahrt quer durch die Vereinigten Staaten. Zum Glück kann ich noch eine kurze Erholungspause bei Tom in Boulder einlegen, wo ich auch den Rücktransport des Sprinters und meinen Heimflug organisiere.

Dann geht es monoton weiter in den Osten. Einmal überachte ich auf dem größten Truckstopp der Welt mit fast 900 parkenden LKWs und einem angeschlossenen LKW-Museum. Bei der Durchquerung des Appalachen-Gebirges im Osten beginnen sich allmählich die Blätter der Laubbäume herbstlich-rötlich zu färben. Im Staate New York besuche ich noch das Haus meines Cousins, treffe aber nur seine Tochter an. An den letzten Fahrtagen wird das Wetter wieder schlechter und in der Hafenstadt Halifax regnet es in Strömen.

Nach dem Abgeben des Wagens im Hafen fliege ich nach Hause – und bekomme in Frankfurt noch einmal das Flugchaos zu spüren. Obwohl rechtzeitig gelandet, erwische ich den Anschlussflug nach München nicht mehr, weil es durch Personalmangel riesige Schlangen und Staus an der Zoll- und Sicherheits-Kontrolle gibt. Und so muss ich zum Schluss noch ein extra Zugticket kaufen, um dann mit mehreren Stunden Verspätung endlich zu Hause anzukommen. Diese große Reise ist allerdings erst dann zu Ende als ich Wochen später, ebenfalls verspätet, den Sprinter wieder in Hamburg abhole.     

 

Resümee

Trotz der großen Fahrtstrecken zwischen der Ost- und Westküste Nordamerikas hat sich das aufwendige Verschiffen unseres eigenen Wagens gelohnt. Im Wohnmobil war bereits ein Großteil unsere Ausrüstung verstaut, sodass wir meist mit Handgepäck reisen konnten. Auch hatten wir auf diese Weise alles für einen Campingurlaub schon dabei und dazu jede Menge Extras inklusive Brotbackmischungen. Und wir konnten im Allrad-Sprinter ganz einsame und besondere Nachtplätze ansteuern, die mit Mietwagen nicht möglich und erlaubt wären. Mit unserer Solaranlage auf dem Dach waren wir vollkommen vom amerikanischen Stromnetz unabhängig und konnten so weitgehend autark reisen. Nur Einkaufen und Tanken war alle paar Tage notwendig.  

Aber auch emotional war es für uns wichtig, mit unserem eigenen Wagen den ursprünglich geplanten Endpunkt der Panamericana-Reise zu erreichen. So konnten wir einen improvisierten Abschluss unserer abgebrochenen Panamerika-Tour gestalten. Inzwischen hat uns unser Wagen auf vier Kontinenten begleitet (Europa, Afrika sowie Nord- und Südamerika) – und der fehlende fünfte, nämlich Asien, soll auch irgendwann noch dazukommen. 

Nebenbei haben wir unterwegs auch mehrere Verwandte oder Freunde besuchen können. Für mich war es außerdem sehr interessant, die Plätze wieder zu sehen und meiner Familie zu zeigen, wo ich schon vor Jahrzehnten aktiv beim Bergsteigen war. Die Veränderungen seitdem waren nicht immer positiv, aber manches hat sich auch nicht verändert. Wir haben jede Menge Bilder und auch Filmszenen mit nach Hause gebracht und so bin ich nach der Reise noch wochenlang mit einer Vortragsgestaltung und der Aufbereitung für die Homepage beschäftigt